Bauplan - ein sauber gedrucktes Faltblatt im Format DIN A3. Hier gibt es nichts zu kritisieren, alles ist eindeutig und klar ersichtlich erläutert.
Ein Spritzguß-Rahmen umfasst alle Bauteile. Dazu kommen noch eine Ätzplatine mit Schutzschild und diversen Kleinteilen, sowie ein Decal-Bogen mit einer sehr interessanten "Baum-Tarnung".
Fazit:
UM deckt hier eine Nische ab. Artillerie ab 1900 ist rar gesäht. Man erhält dank UM einen Bausatz, welchen man von 1903 bis ca. 1942/43 einordnen kann. Das ist schon einmal sehr begrüßenswert. Der Hersteller UM ist in der Ukraine beheimatet, demzufolge erwartet man einen "typischen Osteuropa-Bausatz". Diese vorsichtige Erwartung wird zum Teil erfüllt. Zwar sind manch feine Details erwartungsgemäß etwas schlicht dargestellt, aber Verzug, Auswurfstellen, unvollständigen Guß oder Fischhaut sucht man vergeblich - alles schön sauber gegossen. Sinkstellen fanden sich bei meinem Bausatz-Exemplar nur an der Achse und auf dem Ring eines der beiden Holzspeichenräder. An der Achse ist das leicht & unkompliziert zu verspachteln. Beim Holzspeichenrad wird es unschön, ist die Sinkstelle doch ausgerechnet umlaufend auf der Außenseite des Rades. Also was tun - ignorieren, oder verspachteln und die kleinen seitlichen Beschläge der Holzspeichen selbst neu erstellen oder aber einfach das heile Rad in Resin abgießen ? Andererseits überrascht der Bausatz aber auch mit fein angegossenen Nieten, der Beigabe von Munition samt Munitionskiste, den Decals für die Birkenbaum-Tarnung und auch mit den feinen Ätzteilen.
Insgesamt ein sehr willkommener Bausatz. Die kleinen Schwächen in der Detaillierung kann man verschmerzen, sie zu korrigieren käme Micro-Chirurgie gleich. Die Ätzteile sind eine sinnvolle Ergänzung des Bausatzes und werten diesen auf. Ärgerlich bei meinem Exemplar ist nur die umlaufende Sinkstelle auf der Außenseite eines der Räder. Die Regel scheint das jedoch nicht zu sein, denn ein zweiter von mir begutachteter Bausatz wies keinerlei Sinkstellen auf.
Kurzhistorie Original:
Die Feldkanone Mod.1902 im Kaliber 3 Zoll wurde vom Kontrukteurs-Team L. A. Bishlyak, K. M. Sokolovskiy und K. I. Lipnitskiy von 1901 bis 1902 entwickelt und im Jahr 1903 in der Truppe des russischen Zarenreiches eingeführt. Gebaut wurde die Feldkanone im Werk Putilowski in St. Petersburg (russ.: Petrograd). Zwischen 1906 und 1912 wurden die Kanonen mit einem Schild nachgerüstet. Für diese Zeit war die 3 Zoll Kanone hoch modern, mit hydraulischem Rohrrücklauf, Traverse, Richtmechanismus, Präzisionsvisier für direktes & indirektes Feuern und einteiliger Munition. Es konnte Fragment-, Schrapnel- und Kanistermunition verschossen werden. Im Hinblick auf eine einfache und günstige Massenproduktion wurde für Lafette & Unterlafette Carbonstahl verwendet.
Der erste Einsatz erfolgte während des ersten großen Konfliktes des 20. Jahrhunderts - dem Russisch-Japanischen Krieg (8. Februar 1904 bis 5. September 1905). Nachfolgend kam der Einsatz während des 1. Weltkrieges. Mit dem Zerfall des russischen Zarenreiches 1917 gelangten die 3-Zoll Kanonen in diverse Hände ; Rotarmisten, Weißrussen, Polen, Finnland und zahlreiche kleinere russische Warlords setzten diese Kanonen ein. Obwohl eine Feldkanone, wurde sie vereinzelt auch gegen Panzer eingesetzt. So ist der Einsatz gegen polnische FT-17 im Russisch-Polnischen Krieg 1920 bekannt. Zuletzt wurden die 3-Zoll Feldkanonen noch in den ersten Monaten des 2. Weltkrieges durch die Sowjet-Truppen verwendet. Als deutsche Beutewaffen kamen sie in Festungswerken zum Einsatz.
Hätte Gott gewollt dass ich Grünzeug fresse, wär' ich ein Kaninchen !
"Niemand ist hoffnungsloser versklavt als der, der fälschlich glaubt frei zu sein." (J. W. von Goethe)